Main photo Silver - Kapitel 1

Silver - Kapitel 1

  • Von Tonka
  • 1492 Aufrufe

so, ich probiere mich auch mal hier ^^ 

Das ist das erste Kapitel einer neuen Geschichte! Hoffe, es gefällt euch :)

Kapitel 1


Silver war ein dämlicher Name, für einen Jungen, dessen Haare schon zu seiner Geburt Silbern gewesen waren, aber mit den Jahren hatte er sich daran gewöhnt. Er hatte sich an alles gewöhnt. An seine Mutter, die ihn hasste, an die anderen Kinder, die ihn damit aufzogen und eben alles andere.

Mit den Beinen baumelnd saß Silver nun auf der Mauer, vor dem hohen Bürogebäude, und wartete. Noch war sein Bruder auf einer Besprechung, doch er hatte ihm versprochen danach herunter zu kommen und mit ihm zu reden. Vielleicht kam er diesmal sogar mit zum Abendbrotessen, doch der Junge glaubte nicht wirklich daran.

Saler war immer sehr beschäftigt mit den ganzen Vorbereitungen und hatte deshalb nur sehr wenig Zeit, doch bald würde sich das wieder ändern. Bald schon sollten die Raumschiffe starten und die glücklichen Auserwählten auf den neuen Planeten bringen.

Heute wurden die letzten ausgesucht und wenn die Besprechung fertig waren auch die Listen aufgehangen, damit diejenigen sich fertig machen konnten.

Endlich öffnete sich die große Glastür und Silvers Bruder kam heraus. Sofort sprang der Junge auf und lief ihm entgegen, worauf der junge Mann ein breites Lächeln aufsetzte, als er auf ihn zu kam, dann schloss er ihn in die Arme.

"Wie geht es dir?", wollte er wissen, während er ihn zurück auf die Mauer setzte.

"Gut", antwortete der Silberhaarige und grinste breit, "Und dir?"

"Es ging mir besser!", lachte sein Bruder, "Habe in letzter Zeit echt wenig Schlaf bekommen!"

"Hast du die Liste?", aufgeregt sah Silver zu ihm auf und einen Moment lang, schien sein Lächeln sich aufgehangen zu haben, dann holte er ein zusammengerolltes Blatt heraus.

Es war ein wirklich großes Blatt Papier und als der Junge es aufrollte standen dort in sehr kleiner Schrift Namen. Mit leuchtenden Augen überflog der Silberhaarige die Buchstaben, doch das Leuchten verschwand schnell wieder. Sein Name war nicht dabei.

"Aber... mein Name steht da nicht!", enttäuscht sah Silver zu seinem Bruder auf. Auch er schien nicht mehr fröhlich, sondern wirkte bedrückt.

"Wirklich? Ich habe Ray und Ben extra gesagt, dass sie dich drauf schreiben sollen!", meinte er leise, "Ich rede noch mal mit ihnen!"

Enttäuscht senkte der Junge den Blick und eine Weile schwiegen beide. Wie so oft in letzter Zeit wirkte Saler dabei ein wenig abwesend, was daran lag, dass er in Gedanken ständig beim großen Projekt war.

"Kommst du heute zum Abendessen?", wollte Silver wissen, doch sein Bruder schüttelte den Kopf.

"Tut mir leid! Ich kann nicht!", murmelte er, dann stand er auf, "Ich muss jetzt auch los!"

Damit ging er zurück Richtung Büro und ließ seinen kleinen Bruder alleine auf der Mauer zurück. Erst als es dunkel wurde stand auch der Silberhaarige auf und machte sich auf den Weg nach Hause. Seine Mutter saß in der Küche und weinte, neben ihr stand eine Flasche Schnaps.

Von seinem Blick über die Liste, wusste Silver, dass auch sie nicht mitkommen durfte, doch irgendwie tat es ihm nicht leid. Es gab keinen Moment in seinem Leben, in dem er froh gewesen war, dass sie seine Mutter war. Oftmals hatte sie ihn behandelt wie einen Hund, den sie nicht wollte und er verdankte es nur seinem Bruder, dass sie ihn nicht einfach an eine Kette gelegt und verhungern lassen hatte.

Leise schlich er an ihr vorbei und in sein Zimmer. Eigentlich war es das Zimmer seines Bruders, doch da er nicht mehr nach Hause kam hatte Silver es zu seinem Raum erklärt. Nur die Umstände hatten dazu geführt, dass seine Mutter ihn nicht einfach rausgeworfen hatte, immerhin war sie der festen Überzeugung gewesen schon bald von dem Planeten wegzukommen.

Unter dem Bett fand Silver einen Rucksack und stopfte diesen mit seinen Sachen voll. Vor allem kamen Klamotten rein und zusätzlich noch einige wenige Dinge, die der Junge als wichtig empfand. Alles, waren Sachen, die sein Bruder ihm geschenkt hatte.

Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis die Raketen starteten und aus irgendeinem Grund war Silver sich sicher, dass er bis dahin nicht mehr auf die Liste kam. Er traute den beiden Männern nicht, die das Projekt mit leiteten.

Als er wieder aus seinem Zimmer kam, war seine Mutter noch immer am weinen, doch diesmal sah sie auf, als er im Türrahmen stehen blieb.

"Silver", flüsterte sie, "Was tust du da?"

"Ich gehe mit!", erklärte der Junge ruhig, "Auch wenn sie mich nicht wollen! Ich gehe mit!"

Seine Mutter schluchzte und schüttelte den Kopf, dann griff sie nach der Weinflasche. Mit Schwung setzte sie sie an die Lippen und nahm mehrere große Schlucke, dann stellte sie die Flasche zurück auf den Tisch und schwieg einen Moment.

"Gut, ich auch!", meinte sie und wischte sich die Tränen weg, dann stand sie auf.

Wenig begeistert ging der Silberhaarige voraus aus dem Haus und ohne auf seine Mutter zu warten folgte er der Straße. Der Raketenstartplatz war ein Stück außerhalb der Stadt, weshalb sie beinahe eine halbe Stunde brauchten um dort hin zu kommen, doch schließlich standen sie am Zaun.

Wachmänner patrouillierten daran entlang und bei ihnen Hunde, die ständig aufmerksam lauschten. Mit dem Allzweckmesser war es einfach den Draht zu lösen, dann krochen sie darunter hindurch und standen auf dem Startplatz.

Nicht weit von ihnen waren mehrere Kisten, mit Proviant, gelagert, hinter denen sie sich versteckten und warteten. Es war unmöglich an den Wachen vorbeizukommen ohne erwischt zu werden, weshalb sie eine ganze Weile dort hockten und die Männer einfach nur beobachteten.

"Silver!", flüsterte die Frau neben ihm, "Du musst gleich loslaufen!"

Eigentlich hatte der Silberhaarige sie fragen wollen, was sie meinte, doch bevor er die Möglichkeit dazu hatte, lief sie los. Ein Stück von der Rakete und auch von den Kisten entfernt fing sie an zu Rufen, wie eine Verrückte und sofort wanden sich ihr alle Wachen zu.

Die Hunde fingen an zu bellen und zu knurren, dann ließen die Männer sie von der Leine, nur um ihnen direkt zu folgen. Schüsse knallten und Silver sah wie seine Mutter auf die Knie ging. Sie schrie vor Schmerz und der Junge konnte seinen Blick kaum von ihr abwenden, doch schließlich riss er sich zusammen und schlich los.

Hinter den Rücken der Männer gelangte er zur Rakete und stieg eine Treppe hinauf zur Tür. Sie war nicht verschlossen, das war auch nicht nötig, denn eigentlich hatte niemand bis dorthin kommen können.

Erst als Silver sicher versteckt in einem Lagerraum der Rakete hockte wurde ihm wirklich klar, dass sich seine Mutter für ihn geopfert hatte. Die Frau, die ihn immer wie Dreck behandelt hatte, ihn ignoriert und gehasst hatte, diese Frau war für ihn gestorben.

In stiller Dunkelheit saß der Junge da und starrte vor sich hin, bis ihn irgendwann die Müdigkeit einholte und er in einem unruhigen Schlaf versank. Immer wieder kam darin der Moment vor, in dem seine Mutter gestorben war und zu diesem Bild kamen immer neue Gefühle in ihm auf.

Früh am Morgen schreckte er auf, als die schwere Raketentür zuknallte und Leute unterhielten sich. Sofort erkannte Silver die drei Männer. Ray, Ben und sein Bruder. Er war ohne es zu wissen direkt in die Hauptrakete gelaufen und nun waren auch die drei Anführer eingestiegen.

"Habt ihr meinen Bruder und meine Mutter noch auf die Liste gesetzt?" hörte man Salers Stimme von oben.

"Ich dachte, du kannst deine Mutter nicht leiden!", hakte Ray nach.

"Sie ist trotzdem meine Mutter!", die Stimme des jungen Mannes klang empört, doch seine beiden Kameraden wussten, wie sie ihn beruhigten.

"Natürlich haben wir sie auf die Liste gesetzt!", seufzte Ben, "Immerhin forderst du das seit einer Woche jeden Tag!"

"Gestern waren sie noch nicht drauf!", erinnerte Saler ihn.

"Das war ein Versehen!", erwiderte Ray, "Es sind beinahe eine Millionen Menschen, die mitkommen, da ist es einfach jemanden zu vergessen!"

"Klar", murmelte Silver leise, "Genauso vergessen habt, ihm zu sagen, dass Mutter tot ist!"

Da er keine Lust hatte gefunden zu werden ging der Junge weiter nach hinten und setzte sich in der hintersten Ecke auf den Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Er konnte sich gut an die Zeit vor dem Projekt erinnern.

Damals war sein Bruder noch zuhause gewesen und hatte viel mit ihm gespielt. Irgendwann einmal hatten sie auch gespielt, dass sie im Weltall waren und einen bösen Weltenzerstörer besiegen müssen. Aus Kartons hatten sie sich eine Rakete gebaut und aus einem Fischglas hatte Saler ihm einen Astronautenhelm gemacht.

Die Reise dauerte mehrere Tage und mehrmals kam jemand ins Lager um etwas zu holen. Jedes Mal wenn die Tür aufging kauerte Silver sich zwischen den Kisten zusammen und wartete angespannt darauf, dass derjenige wieder ging.

Als sie auf ihrem neuen Planeten ankamen tat sich dem Jungen zum ersten Mal die Frage auf, wie er wieder von Bord kommen würde, doch die Lösung dafür war einfach. Die übriggebliebenen Vorräte wurden für den Neuaufbau benötigt, weshalb schon bald die ersten Kistenschlepper kamen.

Durch sein junges Alter würde Silver garantiert auffallen, doch er musste nur mit einer Kiste rauskommen und konnte verschwinden. Für einen fünfzehnjährigen hatte er wenig Muskeln, deshalb suchte er sich bewusst eine leichte Kiste aus und schleppte sie nach draußen.

Es gab niemanden, der die Männer überwachte und so setzte der Junge die Kiste einfach bei den anderen ab und schlich sich davon. Keiner der Arbeiter würdigte ihn auch nur eines Blickes und so begann Silvers neues Leben auf dem Planeten Omega Saler.


Gepostet in Fantasy

Empfohlene Veröffentlichungen